HISTORISCHES BEUEL – BEUELS VERGANGENHEIT

Hier erfahren Sie die Details und Hintergründe zu historischen Ereignissen in Beuel.

KULTURGEMEINDE BEUEL

Manchmal liest man, in eineml mehr oder weniger großen Zeitungsartikel, vom Auffinden eines als verschollen geglaubten Kunstwerkes oder von dem Wiederfinden von wertvollen Schriften im Fundus eines Museums. Dies ist je nach Bedeutung der Werke spektakulär und für alle spannend zu lesen und zu verfolgen.

Dank der Aufräumarbeiten unserer Damen I. Kuster, D. Meskemper und C. Schiffer, die in den letzten Wochen viel Zeit auf dem Speicher des Fachwerkhauses verbrachten, kamen wir auch zu einem Fund von verschollenem Schriftgut. Dieser Fund ist nicht besonders wertvoll, aber für uns Beueler doch wichtig. Denn dieses schmale Heftchen, herausgegeben 1947 von der Kulturgemeinde Beuel, beweist, dass die Menschen in Beuel sich trotz des gerade zu Ende gegangen Krieges wieder an Kultur und kulturellem Leben erfreuen wollten.

Der Verein Kulturgemeinde Beuel – im Ring für Erwachsenenbildung Beuel – bringt in seiner Broschüre, die auch der Werbung von neuen Mitgliedern diente, eine Vorschau auf das Programm im Winter 1947/48. Und man spricht in dieser Broschüre von der Beendigung der ersten Spielzeit. Das heißt, dass der vorbereitende Ausschuss der Kulturgemeinde, bestehend aus den Herren: Th. Pape, Dr. H. Neu, R. E. Andernach und F. Weiser, es bereits im Winter 1946/47 geschafft haben muss, ein Programm auf die Bühne zu bringen!

Diese Bühne – erst einmal die einzige – stand im Saal Heeg in Limperich (in Ermangelung eines Fotos aus der Zeit kurz nach dem Krieg zeigen wir eine historische Aufnahme). Und das Programm 1947/48 konnte sich durchaus hören und sehen lassen. An musikalischen Darbietungen wurden zum Beispiel Orchesterkonzerte (Städt. Orchester Bonn), ein Liederabend (Heinz Marten, Berlin), ein Chorkonzert (Madrigal-Vereinigung Bonn) und Kammermusik-Abende (Duis-Quartett, Freiburg; Gürzenich Streichquartett, Köln) gegeben. Die Theater-Aufführungen des Westdeutschen Landestheaters Siegburg brachten sowohl die großen Klassiker – Schiller „Wilhelm Tell“, Shakespeare „Der Kaufmann von Venedig“ – als auch Volksstücke wie den „Schneider Wibbel“ von Müller-Schlösser auf die Bühne.

Aber warum stand diese Bühne in Limperich im Saal Heeg und nicht in Beuel? Bei meiner Recherche wurde mir erzählt, dass die noch intakten Säle in Beuel als Notunterkünfte für die ankommenden Flüchtlinge dienten.

Die Säle wurden notdürftig mit über gespannten Leinen hängenden Decken abgeteilt, um so etwas Privatsphäre aufrecht zu erhalten. Doch auch die Beueler Bürger und die hiesige Bevölkerung
in den Dörfern rund um Beuel hatten genauso unter den Folgen des Krieges zu leiden. Dennoch ging es voran. Die Trümmer des Krieges wurden beiseite geräumt, um Platz für Neues zu schaffen.

Nach Auskunft von Museumsleiter Hans Lennarz gab es schon bald eine weitere Spielstätte, und zwar das Odeon- Kino in der heutigen Hans-Böckler-Straße. Dieses Kino war mit einer kleinen Bühne vor der Leinwand ausgestattet, auf der dann auch Theater- und Konzertaufführungen stattfanden. Während unser Museumsleiter sich an eine Theateraufführung aus den 50er Jahren erinnern kann – „Der Etappenhase“ mit Willy Millowitsch und dem Ensemble des Millowitsch-Theaters Köln, kommt mir in den Sinn, dass ich an gleicher Stelle die ersten „Winnetou- und Old Shatterhand-“ Filme in den 60er sehen durfte. Auch Frau Jöbsch, Vorsitzende und Geschäftsführerin des Heimat- und Geschichtsvereins, kann sich an eine Anekdote im Zusammenhang mit dem Saal Heeg erinnern.

Und vielleicht kennen auch Sie noch die eine oder andere Geschichte rund um die Kulturgemeinde Beuel, die in den Jahren nach dem Krieg dafür sorgte, dass die Kultur in Beuel nicht verschwand.

Text: H.P. Krautkrämer