HISTORISCHES BEUEL – BEUELS VERGANGENHEIT

Hier erfahren Sie die Details und Hintergründe zu historischen Ereignissen in Beuel.

FÄHREN ZWISCHEN BEUEL UND BONN 1945 – 1949

Am 8.3. 1945 wurde von zurückweichenden deutschen Truppen die Rheinbrücke zwischen Beuel und Bonn gesprengt. Die Gemeinde Beuel wurde dadurch von Bonn und dem linksrheinischen Hinterland abgetrennt. Der Personenverkehr zwischen Beuel und Bonn kam zum Erliegen, die Versorgung mit Nahrungsmitteln aus dem Vorgebirge und die Lieferungen Rheinischer Braunkohle entfielen.

Seit dem 19.3.1945 unterhielten die Amerikaner eine Schiffsbrücke zwischen Bad Godesberg und Niederdollendorf. Sie wurde nach General Hodges, dem Kommandeur der 1. US Armee, “Hodges-Bridge“ benannt.Ab 24.3. rollte der Nachschub der Alliierten über die Brücke nach Osten. Nach Kriegsende nutzten zahllose zurückkehrende Evakuierte aus dem linksrheinischen Raum die Brücke.

Im November und Dezember 1945 wurde die Brücke abgebrochen, da sie den Schiffsverkehr auf dem Rhein behinderte. Im Mai 1945 wandte sich der kommissarische Beueler Bürgermeister Kreusch an die amerikanische Militärregierung in Bonn mit der Bitte, der Wiederaufnahme eines Fährverkehrs zwischen Beuel und Bonn zuzustimmen. Im Juni wurde mit Genehmigung der amerikanischen Besatzungsbehörde der Fährbetrieb wieder aufgenommen.

Zwischen der Johannesstraße in Beuel und der Ersten Fährgasse in Bonn verkehrten nun die Boote „Beethoven“ (160 Personen), „Godesburg“ (160 Personen) und „Rheintreue“ (80 Personen). Zwischen Limperich und Gronau gab es eine weitere Fähre (40 Personen), deren Betrieb im Jahr 1961 eingestellt wurde.

Für den Autoverkehr wurde zusätzlich im Dezember 1945 eine große Wagenfähre mit zwei Lastfähren aus ehemaligem Wehrmachtsbestand (Siebelfähre) eingerichtet.
Sie fuhr bis zur Einweihung der neuen Rheinbrücke (12.11. 1949 ) zwischen Ringstraße in Beuel und Zweiter Fährgasse in Bonn.

Zeitzeugen berichten, dass die Personenfähren oft sehr überfüllt waren. Man musste häufig lange warten, bis man auf das Schiff gelangte. Schüler wurden beiseite gedrängt und kamen viel zu spät in die Schule. Ein ehemaliger Abiturient erzählte, dass er in der Zeit der Abiturprüfung über Köln, wo nicht alle Brücken zerstört waren, nach Bonn gefahren sei. Da die Personenfähren nach 20 Uhr nicht mehr fuhren, konnten die Beueler Bürger an kulturellen abendlichen Veranstaltungen in Bonn, wie sie es früher gewohnt waren, nicht mehr teilnehmen. Aus den schwierigen Verkehrsverhältnissen ergab sich die Notwendigkeit der Gründung einer „Kulturgemeinde“ in Beuel.

Eine Folge der erschwerten Verkehrsverhältnisse war besonders in der ersten Zeit nach Kriegsende eine schweren Unterversorgung der Gemeinde mit Nahrungsmitteln, da die Gemeinde Beuel über keine eigenen Vorräte verfügte. Dr. Spengler berichtet in der Schrift „50 Jahre Heimat- und Geschichtsverein Beuel am Rhein“ (S.61), dass der 1947 gegründete Heimat- und Geschichtsverein zunächst mehr ein Selbsthilfeverein war, um besonders den „Neu-Beuelern“ bei der Beschaffung von Wohnraum, Kleidern und Lebensmitteln zu helfen, z. B. durch die Vermittlung von Gartenland.

Der Fährbetrieb war letztlich ein unbequemes und unwirtschaftliches Provisorium. So war man sehr froh, als man am 12.11. 1949 die neue Rheinbrücke nach einer Bauzeit von etwas mehr als zwei Jahren mit einem großen Volksfest einweihen konnte. Der Kölner Erzbischof Kardinal Josef Frings nahm die Brückenweihe in Gegenwart des damaligen Bundeskanzlers Adenauer vor. Sie heißt seit 1963 „Kennedy-Brücke“ nach dem ermordeten amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy.

Die „Siebelfähre“, die seit Dezember 1945 die beiden Rheinufer als Wagenfähre verband, stellte am 13.12. 1949 ihren Betrieb ein.

Text: Hildegund Ferdinand
Lit.: Ferdinand Clausen : Von Ufer zu Ufer, Bonn 1987
Bilder: Ferdinand Clausen: Von Ufer zu Ufer, Bonn 1987