HISTORISCHES BEUEL – BEUELS VERGANGENHEIT

Hier erfahren Sie die Details und Hintergründe zu historischen Ereignissen in Beuel.

VON DER VOLKSSCHULE ZUR “MÄUSESCHULE”

Die Chronik der Arnold-von-Wied-Schule von 1788 bis 2007

Bevor es in Schwarzrheindorf eine Schule gab, mussten die ortsansässigen Kinder in Vilich oder Beuel zur Schule gehen. 1788 wurde dann erstmals erwähnt, dass es durchaus sinnvoll wäre, auch in Schwarzrheindorf eine Schule zu errichten. Es sollten jedoch noch einige Jahrzehnte vergehen, bis die „Katholische Volksschule zu Schwarzrheindorf“ eröffnet wurde: Ende Oktober 1857 war es dann soweit.

Bis zum heutigen Tag hat die Schule viel „erlebt“: Neben Umbauten und Namensänderungen, blieb die Schule in den 150 Jahren auch nicht durch Kriege verschont. Und nicht immer war das Gebäude ein Ort des Lernens und Lehrens, sondern auch ein Ort der Zuflucht für die Dorfbewohner und ein militärisch genutztes Gebäude.

1788

In einem Bericht über die Verhältnisse im Stift Schwarzrheindorf wird vermerkt, dass zwar die Rheindorfer Kinder die Vilicher Schule zu besuchen hätten, dass diese aber „dermalen sehr schlecht bestellt“ sei, so dass in Rheindorf selbst eine Nebenschule bestehe. Die Überfüllung der beiden bestehenden Schulen in Beuel und Vilich, die die Kinder von Schwarzrheindorf und Vilich besuchen mussten, war der Grund dafür, in Schwarzrheindorf eine eigene Schule zu errichten.

1853

Die Gemeinderatsmitglieder Heinrich Berchem aus Schwarzrheindorf und Christian Kurth aus Holtorf schließen einen Kaufvertrag über das Eckgrundstück Clemensstraße/Vilicher Straße. Zwei Jahre später wird der Bauauftrag vergeben. Beim Abbruch eines alten Gebäudes, das als Lehrerwohnung gedient hatte, wird 1892 im Keller ein 1,34 m langer und 0,25 m breiter Holzbalken gefunden, auf dessen Mitte sich ein abgenutztes Wappen befand. Es wird daher vermutet, dass dieses Haus Teil der Wirtschaftsgebäude der Adelsfamilie Büchel gewesen ist, woraus sich der noch heute gebräuchliche Name des Platzes vor der Schule „Am Büchel“ ableitet.

1857

Am 26. Oktober wird die Schule feierlich eröffnet und von Pfarrer Schwerzgen eingesegnet.

Die Schulgrenze in Richtung Beuel war das Haus des Johann Becker „auf der Kier vis à vis dem Kierer Kreuz und westwärts die Gasse bis zu Rhein“.

Die Anzahl der Kinder: 164

 1862

Große Überschwemmung der Ortschaften.

1865

Es werden je eine getrennte Knaben- und Mädchenklasse eingeführt.

1869

Beginn der Arbeiten zu einem Erweiterungsbau mit dann 4 Klassenräumen und einer Wohnung für die 1. Lehrerin.

1892

Großer Umbau des Gebäudes. Es sind jetzt fünf Lehrer beschäftigt.

1900

Anlässlich einer Volkszählung am 1. Dezember wird festgestellt, dass in Schwarzrheindorf 858 und in Vilich Rheindorf 986 Einwohner leben.

1908

Dritter Umbau des Schulgebäudes: Verwandlung der Lehrerwohnung im 1. Stock in einen Schulsaal.

1916

Einer dauernden Beibehaltung der „Sommerzeit“, die im Mai erstmals eingeführt wurde, stehen seitens der Schule verschiedene Bedenken entgegen. Vornehmlich wirkte sich die verkürzte Nachtruhe der Kinder schädigend aus auf die geistige Regsamkeit und die Arbeitslust in der Schule.

Dezember: Mit Rücksicht auf Lichtersparnis und um den Kindern die nötige Ruhe zu geben, beginnt der Unterricht erst um 9 Uhr.

1917

Februar: Mit Rücksicht auf die starke Kälte und den allgemeinen Kohlemangel werden alle Theater, Museen und Schulen vorübergehend geschlossen.

1918/1919

Eingeschränkte Unterrichtsmöglichkeiten, zum Teil nur Nachmittagsunterricht: 1918 waren einige Klassenzimmer mit Mannschaften des sich zurückziehenden deutschen Heeres belegt. Ab März 1919 nutzten englische Besatzungstruppen einzelne Klassenräume zu Schulungszwecken.

1920

Anfang Januar überflutete ein schweres Hochwasser Teile von Schwarzrheindorf. Einige Familien mussten aus ihren Häusern flüchten und finden in den Klassenräumen eine vorübergehende Unterkunft, was zur Einschränkung des Unterrichts bis Ende Januar führte. Später viel der Unterricht wegen Kohlemangels aus.

Nach Abzug der englischen Truppen und der Renovierung der Klassenzimmer wird der Unterricht in allen Klassenzimmern in der Schule wieder aufgenommen.

1921

Beginn der Schulspeisung durch die Quäker (bis 1925).

1922

Januar: Eine Grippewelle führt zur Schließung der Schule. Zuletzt betrug die Zahl der erkrankten Schulkinder ca. 25% der Gesamtzahl.

Durch Vertrag der Gemeinde mit der Städtischen Schulzahnklinik Bonn ist seit Ostern 22, beginnend mit dem 1. Schuljahre, die Schule an die Schulzahnpflege der Stadt Bonn angeschlossen. Bis 1939 sind alle Kinder in einer geordneten Zahnpflege.

1924

Im November richtet ein weiteres Hochwasser schweren Schaden an Wohnungen und Feldern an. Zwei Schulsäle sind für mehrere Tage mit Obdachlosen belegt und fast die Hälfte der Schulkinder bleibt dem Unterrichte fern.

1925

Da die amerikanischen Quäker die Lieferung von Lebensmitteln für die deutschen Kinder eingestellt haben, die Gemeinde auch nicht mehr in der Lage ist, die Kosten hierfür allein zu tragen, wird b März die Schulspeisung eingestellt. Dieselbe hat mehrere Jahre hindurch zur Hebung des durch den Krieg und seine Folgeerscheinungen heruntergegangenen Gesundheitszustandes der Kinder gewirkt.

1926

Ein weiteres schweres Hochwasser (das dritte in fünf Jahren) führt im Januar zu einem eingeschränkten Schulbetrieb, da einige Klassenräume wieder mit Hochwasserflüchtlingen belegt sind.

März/April: Die Unterbringung der Schulkinder in Lehrstellen, an der sich früher die Schule stets eifrig beteiligt hatte, bereitet in diesem Jahr infolge der misslichen wirtschaftlichen Lage große Schwierigkeiten.; nur 2 bis 3 Kinder von 46 haben eine Lehrstelle gefunden. Zur höheren Schule gehen in diesem Jahre wohl ebenfalls als Folge der traurigen wirtschaftlichen Lage nur drei Kinder ab.

1928

Eine Hitzewelle führt zur Einschränkung des Unterrichts: Das Thermometer zeigt bereits um 8 Uhr 26° Wärme und steigt trotz geöffneter Türen und Fenster bis 10 Uhr auf 28° und 29° Celsius an. Der Unterricht wird über Tage hinweg um 10 Uhr oder 11 Uhr geschlossen.

1929

Von Neujahr bis Februar herrscht eine starke Kälte, die Grade von -26° Celsius bringt. An vielen Stellen ist der Rhein zu gefroren, so dass Fußgänger, Autos und beladene Fuhrwerke den Fluss überqueren können. Kohle wird Mangelware ein. In der Schule war es trotz starken Heizens nicht möglich, über 7° Wärme zu erreichen. Der Unterricht fällt für Tage aus.

1930

Wie im Vorjahre fanden auf dem Ennert Spielplatz die Reichs-Jugendwettkämpfe für die Gemeinde Beuel statt. Wie im letzten Jahr schnitt die Schule mit 31 Siegern (bei 34 Teilnehmern) von allen Schulen am besten ab.

Bei Wiederaufnahme des Unterrichts nach den Sommerferien sind fünf Schulsäle und beide Hausflure neu in leuchtenden, bunten Farben gestrichen. Seit dem Jahre 1919 war kein Pinselstrich im Hause geschehen, weshalb die Schule in den Jahren verkommen und verwahrlost aussah.

1931

Der Tod des Konrektors hat entscheidende Änderungen in der Schulgliederung notwendig gemacht, da eine Neubesetzung der Stelle der gesunkenen Schülerzahl wegen nicht in Frage kommt. Mit Genehmigung des Kreisschulamts wird mit Beginn des neuen Schuljahres das 3. Schuljahr je zur Hälfte dem 2. und 4. Schuljahr zugeteilt, so dass das bisher sechsstufige System (mit sieben Klassen) zu einem fünfstufigen (mit 6 Klassen) geworden ist.

1933

Eine erneute Grippewelle führt im Januar zu einer vorübergehenden Schließung der Schule.

1936

Infolge der Neufestsetzung der Schulbezirksgrenze wurden 10 Kinder nach Beuel überwiesen, die jenseits der Rhein-Sieg-Eisenbahn wohnen. Nunmehr ist der Bahnkörper die Grenze gegen den Bezirk Beuel. Aus dem Schulbezirk Vilich wurden die Kinder der alten Siedlung der hiesigen Schule zugeteilt.

1937

Die Klassen werden nach und nach mit zweisitzigen Stahlrohrbänken ausgestattet. Zudem gibt es neue Lehrerpulte und Stühle.

1938

Die Schule wird umgebaut: Neben der Neugestaltung der Fassade und Verbesserung der hygienischen Anlagen, wird auch eine Bunkeranlage im Keller eingebaut. Ferner kommt es zu einer neuen Aufteilung der Innenräume und Verlegung des Eingangstores. Im Dezember wird die Schule wegen des Umbaus geräumt. Der Unterricht wird in drei Privaträumen erteilt: im Bühnenraum der Wirtschaft Ex, in der Glashalle von Assenmacher und im Gemeindehause der Kirchengemeinde.

Winter 1938/39

Die Unterbringung der Schule in den angegebenen Räumen ist denkbar ungünstig. Keiner der Räume ist unterkellert. In der Glashalle bei Assenmacher liegt Zementboden. Es gelingt Läufer zu beschaffen, sonst hätte der Unterricht ausgesetzt werden müssen. An einigen Tagen erreicht das Thermometer nur 5° Celsius. Der Unterricht wird geschlossen. Kinder und Lehrer leiden in diesem Winter sehr. Die Räume sind feucht und kalt und rauchig. Manchmal muss der Unterricht für einige Stunden ausgesetzt werden, da der Rauch erst abziehen muss. (Gemeindehaus und Ex).

1939

Mit Ausbruch des Krieges wird das Schulgebäude vom SHD (Sicherheits- und Hilfsdienst) beschlagnahmt. Die Schule erhält eine Sirene. Der Unterricht fällt bis auf weiteres aus. Ende Oktober wird dann auf Vorschlag des Schulleiters im katholischen Gemeindehaus ein behelfsmäßiger Luftschutzkeller eingerichtet. Darauf beginnt in diesem einen Raume der Unterricht für etwa 350 Schulkinder. Durchschnittlich kommt jede Klasse am Tage eine Stunde zum Unterricht, wenig, aber besser als gar nicht.

1940

Im April wird dem Schulleiter ein 900 qm großes Gelände übergeben, das neben dem Aufgang zur Doppelkirche liegt und künftig als Schulgarten genutzt wird.

1941

Kinder werden aufs Land verschickt. Die ersten Bomben fallen in der Umgebung der Schule.

1942

Im September wird das Schulhaus vom SHD geräumt. Die Klassenzimmer werden instand gesetzt.

1943

Ab Januar findet der Unterricht wieder im Schulhaus statt. Im 1. Stock stehen 4 Räume, ein Lehrerzimmer und ein Zimmer für den Schulleiter zur Verfügung.

1944

Im Oktober wird die Schule wegen der Kriegsereignisse geschlossen. (Gefahr durch Luftangriffe, Besatzung). Wiedereröffnung: September 1945.

1945

Januar: Schwerer Bombenangriff über Schwarzrheindorf. Dreizehn Schulkinder kommen ums Leben, viele Häuser werden zerstört. Für kurze Zeit besetzen die Amerikaner das Gebäude. Es ist durch Kriegseinwirkungen stark beschädigt: Alle Fensterscheiben zerbrochen, Fenster und Türen herausgerissen, das Dach teilweise abgedeckt und in zwei Schulsälen klafften große Löcher in den Decken. Die Innenwände haben lange Risse und der Putz liegt am Boden. Die Toiletten sind unbenutzbar. Viele Lehr- und Lernmittel, aber auch Möbel und Einrichtungsgegenstände sind verschwunden. Die Gemeindeverwaltung sorgt jedoch schnell für das Notwendigste, so dass die Wiederaufnahme des Unterrichts bereits Anfang September möglich wird.

1946

Auf Veranlassung der britischen Besatzungsbehörde findet eine Abstimmung über die Beibehaltung der konfessionellen Volksschule statt. Mit einer Gegenstimme und zwei Enthaltungen stimmen die Eltern der Beibehaltung einer konfessionellen Volksschule zu.

Nahezu einstimmiger Beschluss für die Beibehaltung einer konfessionellen Volksschule.

1947

Beginn der Schulspeisung  (bis 1950).

1949

Abschaffung der 5-sitzigen Schulbänke. Anzahl der Kinder: 392.

1952

Erwerb des Nachbargrundstücks an der Vilicher Straße und dadurch Erweiterung des Schulhofes.

1960

Ratsbeschluss vom 24.10. über Namensänderung „Arnold-von-Wied-Schule“.

316 Kinder in 7 Klassen.

1963/64

Großer Um- und Ausbau der Gebäude: geschlossene und offene Pausenhalle, Toilettenanlagen, Hausmeisterwohnung, Sonderräume, Werkraum

1967

In einem Basketballturnier der Schulen des Land- und Stadtkreises Bonn geht die Schule als Meister hervor. Die Fußballmannschaft der Schule siegt in einem Turnier der Stadt Beuel mit 7:0 Toren.

1968

Abtrennung der Hauptschule und Errichtung der neuen Hauptschule Beuel-Nord; Anzahl der „neuen“ Grundschule: 194. Mit Schulbeginn wird der Name „Arnold-von-Wied-Schule“ – Katholische Grundschule Beuel-Schwarzrheindorf geführt.

1976

Nahezu einstimmiger Beschluss der Eltern, die Katholische Grundschule Schwarzrheindorf in eine Gemeinschaftsgrundschule umzuwandeln.

1986

Einführung der 5-Tage-Woche.

1991

Aufbau eines Klettergerüstes auf dem Schulhof (es wurde 2005 wieder abgebaut).

1993

Gründung des Vereins der Freunde und Förderer „Bärenstark“.

1996

Gründung des ABC-Vereins zur Übermittagsbetreuung von Kindern in der ehemaligen Hausmeisterwohnung.

1996

Die Schule nimmt zum ersten Mal am Rheindorfer Karnevalszug teil.

1997

Erweiterung des Schulhofes. Die Wäscherprinzessin stattet der Schule am Karnevalssamstag einen Besuch ab.

1998

Der Schulchor beteiligt sich an dem jährlichen Nikolaussingen an der Doppelkirche, das vom Bürgerverein veranstaltet wird.

1998/1999

Großer Umbau des Schulgebäudes mit einem Neubau auf der Pausenhalle, zwei neuen Klassenräume und ein Computersaal.

2000

August: Die Schule dient als Aufenthaltsort für die Bevölkerung, die wegen der Entschärfung einer Zweiter Weltkrieg-Bombe kurzzeitig nicht in ihre Wohnungen gehen darf. Vor dem Gebäude stellt die Feuerwehr ihre mobile Einsatzleitstelle auf.

2005

Erweiterung des Schulhofs und Einbeziehung des Gebäudes Vilicher Straße 20. Dort Einrichtung der Offenen Ganztagsschule (OGS) mit Betreuungsmöglichkeiten für 100 Kinder.

August: Belegung der Schule durch Teilnehmer des Weltjugendtages in Köln: über 100 Jugendliche aus Frankreich, Rumänien und Uruguay nutzen die Räumlichkeiten.

2006

Auslagerung der Schule in Container auf dem Sportplatz und Grundsanierung des gesamten Gebäudes mit Öffnung des feuchten Bunkerkellers, Sanierung des Dachstuhls und Einbau neuer Fenster.

2007

Im Februar zieht die Schule wieder in das renovierte Schulgebäude ein. Anzahl der Schüler: 255 in 10 Klassen.

Rainer Krippendorff