DAS HEIMATMUSEUM – EXPONATE MIT GESCHICHTE

Willkommen beim virtuellen Rundgang mit Exponaten des Heimatmuseums Beuel.

DIE BEUELER WÄSCHERIN

Die Figur der Beueler Wäscherin, geschaffen von Ernemann Sanders (1925 – 2020), ist eines von geschätzten vierzig Objekten die sich im Bonner Umland befinden.

Zu Ihnen gehören die Esel in Königswinter, der Mönch von Heisterbach in Oberdollendorf, die Reliefs zum Heiligen Martin von Tour am Bonner Münster und der Grazienbrunnen am Dreieck in Bonn.

Weniger bekannt sind der Heilige Michael und der Marien-Bildstock im Weinberg von Dollendorf.

Ernemann Sanders Lebensmotto war ein Zitat des Türmers in Goethes Faust

Ihr glücklichen Augen, was jeh ihr gesehn,

es sei wie es wolle, es war doch so schön.

So war er als Aktzeichner und Bildhauer zeit seines Lebens der Schönheit verpflichtet. Sein Atelier in Oberdollendorf besteht noch heute und kann im Rahmen einer Führung besichtigt werden.

Unsere Wäscherin wurde von der Volksbank gestiftet und dem Heimatmuseum überlassen.

Inke Kuster

WASCHFRAU KIRCHE

Ist Zenettis Bild von der Kirche als armer Waschfrau heute noch brauchbar?

 Der sprachbegabte Frankfurter Pfarrer Lothar Zenetti starb 2019 im Alter von 93 Jahren. Im neuen Gotteslob finden sich einige seiner Texte, Das Weizenkorn muss sterben und andere. Wenig bekannt ist, dass Zenetti seine Priesterausbildung im Stacheldrahtseminar des Kriegsgefangenenlagers Chartres unter Leitung von Abbé Franz Stock begann.

Gelegentlich werden seine Jahrzehnte alten Texte auch heute noch weiter gereicht. Jüngst tauchte in einer kirchlichen Rundmail sein Gedicht „Huldigung“ auf. Zenetti preist die Kirche als arme, alte, fleißige, treue Waschfrau. Er lobt sie, weil sie den Dreck von Menschengenerationen wegmacht und abwäscht, weil sie uns als ihren Kindern „Lieder vom einfachen frommen Leben“ singt und weil sie am Ende im Sterben noch bei uns sein wird.

Kann man das heute noch so sagen, unkommentiert verbreiten? Wir wissen, dass die Kirche selber genug Dreck am Stecken hat. Dass sie ein Haufen Sünder ist, besagt schon das allsonntägliche Schuldbekenntnis. Sogar Kriminelle gehören zu ihr in all ihren Ständen. Das war schon seit David so, dem König, Mörder, Ehebrecher, dem Vertreter des vorchristlichen Gottesvolkes. Gott verwarf ihn nicht, brauchte ihn noch.

Trotz des antiquierten Bildes spricht einen das Motiv der Waschfrau an. Leser, Hörerinnen fragen unweigerlich: Meine Windeln, meine Schmutzwäsche – hat sie die auch gewaschen? Wo denn und wann denn? Nur langsam dämmert es.

Zenetti rückt dann eine Frage in die Mitte, die heute viele beschäftigt. Zu der gehörst Du, immer noch? Viele möchten nichts mehr zu tun haben mit der Beschmutzten. Nach und nach erinnern wir uns, wie sehr sich der Herr mit seiner Kirche identifiziert. Wie er unter ihren Sünden leidet, aber auch unter der Feigheit seiner Jüngerinnen und Jünger. Du verleugnest mich, du schämst dich meiner, sagt Christus nicht nur dem Petrus, sondern auch uns, wenn wir auf Distanz gehen wollen zu ihm und zu ihr, dieser unansehnlichen Waschfrau Kirche.

Bis heute betet die Waschfrau Kirche das Asperges aus eben des Davids Psalmen. Schade, dass auch in Coronazeiten, als alle Weihwasserbecken leergeräumt wurden, der Ritus nicht öfter gepflegt wurde und wird, sonntäglich, mit immer frischem, von Händen unberührtem Wasser. „Asperges me, Domine, – besprenge, entsündige mich mit Ysop, dann werde ich rein. Wasch mich, dann werde ich weißer als Schnee.“ (Ps 51, 9) Seit der Karolingerzeit verweist das Besprengen der Gemeinde mit geweihtem Wasser auf die reinigende Kraft des Taufwassers.

Wenn natürlich Schuldbekenntnis und Vergebungsbitte zu Beginn des Gottesdienstes weggelassen werden mit dem Argument, sie störten den Selbstwert der Gläubigen, wenn sogar im höchsten Komitee der Katholiken gesagt wird, man kenne dort niemanden, der zur Beichte geht, dem zweiten Reinigungssakrament der Waschfrau Kirche, dann ist klar, dass das Bild der Waschfraukirche ins Leere läuft.

Zenettis Hinweis auf die harten Mühen der Wäscherin Kirche lässt uns etwa denken an Pfarrer, die bis in den Ruhestand treu ihren Dienst tun, an Laien, die in Diakonie und Katechese den Namen Jesu weitertragen, fleißig wie eine alte Wäscherin. Bei Zenettis Hinweis auf den krummen Rücken und die rissigen Hände darf man an die lange Kette der Bekennerinnen und Märtyrer denken, die für Jesus ihr Leben eingesetzt haben.

In Bonn-Beuel hat man den dortigen ehemaligen Rheinwäscherinnen ein Denkmal gesetzt, eine Waschfrau aus Bronze. Die Inschrift lautet: „De Welt is e Lake, dat selvs de Beueler net wäsche könne.“ Der Fleiß der Wäscherinnen bei ihren vielen Arbeitsgängen wird schon im Kinderlied besungen: Sie waschen, wringen, hängen, legen, rollen, plätten. Aber für den wirklichen Dreck in der Welt, die persönliche und strukturelle Schuld, braucht es den großen Wäscher Christus, den Füßewäscher, den Schuldabwascher, und seine Gehilfin, die unansehnliche Waschfrau Kirche.

Alfons Zimmer, Pastoralreferent in den Justizvollzugsanstalten Bochum