DAS HEIMATMUSEUM – EXPONATE MIT GESCHICHTE

Willkommen beim virtuellen Rundgang mit Exponaten des Heimatmuseums Beuel.

DIE SPIELZEUGAUSSTELLUNG

Im Herbst des vergangenen Jahres wurde uns ein „Holländer“ aus dem Jahr 1940 als Dauerleihgabe für unsere Spielzeugausstellung zur Verfügung gestellt. Ein solcher Holländer oder auch Ruderrenner ist ein Kinderfahrzeug, das durch Hin- und Herbewegen des Antriebhebels gefahren wird. Nachdem Ruderrenner zwischenzeitlich aus der Mode gekommen waren, sind sie neuerdings wieder im Handel erhältlich.

Diese Leihgabe ist eine große Bereicherung unserer kleinen Dauerausstellung im ersten Obergeschoss des Fachwerkhauses. Sie zeigt vornehmlich Kinderspielzeug aus der ersten Hälfte des vor-igen Jahrhunderts. Das geschlechtsspezifische Spielzeug aus dieser Epoche sollte Mädchen und Jungen auf das Erwachsenen-leben vorbereiten.

Man findet in unserer Ausstellung für die Mädchen zahlreiche Puppen, als Prachtexemplar eine Celluloid- Puppe namens Inge von der Firma Schildkröt. Sie ist in der rechten Glasvitrine vor der Tür zum Schulzimmer zu bewundern. In anderen Vitrinen sind Puppenstuben und Puppenläden, Puppengeschirr, ein Puppenbett, ein metallener Herd mit Backformen und Brattöpfen u. a. .ausgestellt.

Die Jungen spielten mit technischem Spielzeug: Steinbau- und Holzbaukästen, Metallbaukästen der 30er und 50er Jahre. Sie erfreuten sich an Blei- und Zinnsoldaten, an Bauernhöfen mit Tieren und Burgen mit Soldaten. Zu dem Blechspielzeug gehörten die Dampfmaschine, die Eisenbahn, Autos und Maschinen. Beim optischen Spielzeug faszinierte die Laterna Magica.

Auch von den Spielsachen für Jungen hat unsere Ausstellung interessante Exponate aus unterschiedlichen Materialien aufzuweisen. Da gibt es z. B. eine Burg mit Zinnsoldaten, mehrere Baukästen, eine Dampfmaschine, Kräne aus Holz und Metall, Autos, darunter ein Feuerwehrwagen.

Viele Spielsachen wurden von Eltern und Großeltern selbst hergestellt. So ist das Schaukelpferd in unserer Ausstellung vom ersten Museumsleiter Richard Wagner für seinen Sohn gebaut worden. Spielsachen älterer Kinder wurden häufig an jüngere weitergereicht. Die Kinder der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ,die durch Weltwirtschaftskrise und zwei Weltkriege gekennzeichnet ist, besaßen viel weniger Spielzeug als die heutigen Kids, die in einer Zeit der industriellen Massenproduktion aufwachsen.

Im Gegensatz zu heute spielten die Kinder von der Jahrhundertwende bis in die50er Jahre bei gutem Wetter außerhalb des Hauses. Sie bildeten Spielgemeinschaften und suchten sich ihre Spielräume selbst aus. Natürlich gab es einen Unterschied zwischen Stadt und Land. Während die dichtere Bebauung in der Stadt und die wachsende Motorisierung die Zahl der Spielplätze begrenzte, stand den Kindern auf dem Land ausreichend Raum zum Spiel auf Straßen, Wiesen, in Wäldern und an Flüssen zur Verfügung.

Spielzeug, das man draußen nutzte, findet man auch in unserer Ausstellung, wie Kreisel (Dilldopp),einen Laufreifen, Schweins-blasen als Bälle, Murmeln, ein Dreirad, einen Holländer, Roll-und Schlittschuhe, darunter ein Paar aus dem Jahr 1910 aus Holz mit Stahlkufen.

Teurere Spielsachen wie Tretroller, Fahrräder, Tischtennis, Fußball sind in unserer Sammlung nicht vorhanden. Diese besaßen die Beueler Kinder wahrscheinlich auch kaum, da die meisten ihrer Eltern sehr rechnen mussten .Ebenso kann man davon ausgehen, dass die Anzahl der Gesellschaftsspiele und Kinderbücher in den meisten Beueler Familien gering war.

Ganz sicher lohnt sich ein Besuch in unserer kleinen Spielzeugausstellung. Alte Spielsachen wecken bei der älteren Generation Erinnerungen an die eigene Lieblingspuppe oder die lang ersehnten Schlittschuhe; die jüngeren Besucher könnten Verständnis für eine vergangene Zeit gewinnen, die Jugendzeit ihrer Groß- und Urgroßeltern.

Text: Hildegund Ferdinand