DAS HEIMATMUSEUM – EXPONATE MIT GESCHICHTE

Willkommen beim virtuellen Rundgang mit Exponaten des Heimatmuseums Beuel.

SCHULSTUBE AUS DER KAISERZEIT

Im ersten Stock des Fachwerkhauses befindet sich eine Schulstube aus der Kaiserzeit, die besonders die Kinder unter unseren Besuchern erfreut. Die Schulbänke, zwei kleinere und eine größere sollen andeuten, dass in einem Schulraum Kinder verschiedenen Alters unterrichtet wurden. Es gab sogar einklassige Schulen, in denen alle Schüler der Schule in einem einzigen Raum von einem Lehrer unterrichtet wurden. Die ehemalige Volksschule in Beuel-Küdinghoven ist ein Beispiel dafür.

Das Schulzimmer für 150 schulpflichtige Kinder war circa 7,15 m lang, 4,95 m breit und 2,65 m. hoch. Bis zum Jahr 1828 war die Schülerzahl auf 221 angewachsen, von denen die jüngsten und ältesten Jahrgänge wegen Raummangels vom Unterricht dispensiert waren.

Dieser beklagenswerte Zustand konnte 1831 beendet werden durch den Bau eines neuen Schulgebäudes, in dem zwei Schulsäle zur Verfügung standen mit zwei Lehrern. Rektor Janßen (Schulleiter ab 1955) schreibt in Heft 6 der „Studien zur Heimatgeschichte der Stadt Beuel“ über die Entwicklung der Schülerzahlen.

Saßen 1830 über 100 Kinder in der Klasse, so betrug 1870 die Durchschnitts-zahl je Klasse 80 Kinder und 1910 etwa 70 Kinder. Wenn man heute Klassen mit 30 Schülern als problematisch ansieht, so waren damalige Lehrer bei den übergroßen Klassen zu Frontalunterricht und Ordnungsstrafen gezwungen. Zur Disziplinierung diente der Rohrstock, der auch im Schulzimmer des Museums zu „bewundern“ ist.

Auf den Schulbänken in unserem Museum liegen die für die damalige Zeit wichtigsten Gegenstände: Schiefertafeln mit Schwamm und Lappen und ein Griffelkasten aus Holz. Die älteren Schüler schrieben in deutscher Schrift mit Feder und Tinte in Schreibhefte.

In den 60iger Jahren des vorigen Jahrhunderts wurden die Schulbänke mit schräger Schreibplatte und eingearbeiteten Tintenfass abgeschafft und durch Tische und Stühle ersetzt, Federhalter und Feder durch einen Schulfüllhalter. Ebenso saß der Lehrer nicht mehr an einem erhöhten Lehrerpult, sondern in gleicher Höhe mit seinen Schülern an einem kleinen Schreibtisch.

Hinter dem Katheder hängen in unserer Schulstube Bilder des letzten Kaiserpaares und ein Kruzifix Die Schüler sollten stets erinnert wer-den, dass sie dem Monarchen Respekt und Gehorsam schuldig sind. Neben dem Katheder steht der Lehrer im schwarzen Gehrock und einem Rohrstock in der Hand als Respektsperson.

Vor dem Lehrerpult befindet sich ein Spucknapf, der mit Sand oder Wasser gefüllt wurde. Er diente vor allem Lehrern und Schülern, überschüssigen Speichel hygienisch zu entsorgen.

Im Schulzimmer sind mehrfach wunderschöne Handarbeiten, sowie Strick- und Flickproben ausgestellt. Das Fach Handarbeit gibt es heute leider nicht mehr .Ab und zu kommen Schüler im Rahmen einer Projektwoche ins Museum, um die für sie kunstvollen Arbeiten früherer Zeiten zu bestaunen.

Der Schrank an der Rückwand des Raumes enthält alte Fibeln und Schulbücher; vor der Wand steht ein prachtvolles Rechenbrett Erwähnenswert ist noch ein Schulentlassungszeugnis von 1902. Es ist u. a. vom Schulinspektor Pfarrer Claren unterschrieben Somit lag die Schulaufsicht bei der Kirche.

Das Schicksal der Volksschule im 19. Jahrhundert war wechselvoll. Sie erlebte in dieser Epoche ihre eigentliche Ausbildung, aus-gehend vom Gedankengut Pestalozzis.

Text: Hildegund Ferdinand