DAS HEIMATMUSEUM – EXPONATE MIT GESCHICHTE

Willkommen beim virtuellen Rundgang mit Exponaten des Heimatmuseums Beuel.

DER HEISTERBACHER GRENZSTEIN

Grenzsteine, zuweilen auch Gütersteine genannt, haben ehedem zur Abmarkung land- oder forstwirtschaftlichen Grundbesitzes gedient. Waren es anfänglich nur besonders geformte Steinbrocken oder auffällig gewachsene oder bewusst eingekerbte Bäume, die als Grenzzeichen den dörflichen Nachbarn über Generationen wohlbekannt waren, so kamen im 17. Jahrhundert die Formen auf, wie wir sie heute kennen.

Sie sind meist aus in der jeweiligen Region anstehendem Naturstein gehauen, bei uns zumeist aus Latit oder Andesit vom Siebengebirge. Durch vertiefte oder erhabene Eingravierung enthalten sie einen deutlichen Hinweis auf den jeweiligen Grundstückseigentümer; je nachdem ist es ein geistliches oder adliges Wappen oder aber ein bürgerlicher Name, der seinerseits zumeist aus den Anfangsbuchstaben von Vor- und Zuname bestand.

Die Grenzsteine, die uns heute, meist in privaten Sammlungen begegnen, dürften überwiegend aus dem 18. und auch noch aus dem 19. Jahrhundert stammen. Wenn auch zu den „minderen“ Kulturgütern zählend, handelt es sich bei ihnen gleichwohl um bedeutende geschichtliche Zeugnisse, die demzufolge in aller Regel auch unter Denkmalschutz stehen.

Inzwischen zwar längst funktionslos geworden, halten sie aber die Erinnerung an die früheren Grundeigentümer wach.

Besonders aussagekräftig sind in unserer Gegend die Grenzsteine, die ehedem von der Zisterzienserabtei Heisterbach (gegründet 1189/-1192) – aufgelöst 1803) auf ihrem reichen Güterbestand gesetzt waren. Obgleich in ihrer Kennzeichnung leicht variierend, enthalten sie alle auf einer glatten („scharierten“) Sichtfläche eine einheitliche Grundmarkierung: die beiden Buchstaben H und B und dazwischen, nach oben hinausragend, einen Abtsstab, dessen obere Krümmung in Form des Buchstabens C gestaltet ist, also C(loster /oder: C(laustrum) H(eister)Bach ( oder: H(eister)B(achiensis). Die Buchstaben H und B sind in der Regel zusammengezogen (ligiert: der rechte senkrechte Strich des Buchstaben H und der linke senkrechte Strich des Buchstaben B sind eins).

Zuweilen sind auf Heisterbacher Steinen auch noch Angaben zum jeweiligen Pachtverhältnis eingraviert, zum Beispiel „1/3“ für das Maß der Pacht (Abgabe eines Drittels der Ernte). Meist findet sich zudem oben auf der Kopffläche der Steine eine Zahl, die Teil einer laufenden Nummerierung aller ge-setzten Steine darstellt, so dass auf diese Weise auch eine gewisse Ordnung innerhalb des Grundbesitzes dokumentiert werden kann.

Eine absolute Seltenheit stellen Grenzsteine dar, die nicht nur eine Schauseite, die Vorderseite, sondern deren zwei aufweisen. Es handelt sich dabei um Steine mit dreieckigem Grundriss.

Einen solchen Stein hat uns der Denkmal- und Geschichtsverein Bonn rechtsrheinisch e.V. anlässlich des Jubiläums unseres Heimatmuseums zum Geschenk gemacht. Dabei geht er davon aus, dass dieser Stein ehedem Rebenflächen eines der Höfe markiert hat, die Heisterbach im Ramersdorf-Oberkasseler Raum besaß.

Weitere Grenzsteine aus unserer Region sind vom Stift Vilich (Buchstaben SV mit Äbtissinnenstab) bekannt, von der Deutschordens-kommende Ramersdorf (Deutschordenskreuz), dem Lippeschen Landhaus in Oberkassel (Buchstaben GL/Graf Lippe), dem Familienbesitz Mehlem in Beuel (Anker mit den Buchstaben JPM (Johannes Paul Mehlem) und ES (Elisabeth Stammel) – ein Beispielstück steht im Heimatmuseum – sowie von den großen Gutshöfen (PK für den Heuserhof) (Paul Klein) und vH (von Hagens) für den Burghof, beide in Oberholtorf).

Darüber hinaus sind noch vereinzelte Grenzsteine von einigen Einzelhöfen erhalten, von abgesteckten Fischereigrenzen am Rhein oder von Grubenfeldern auf der Holtorfer Hardt. Das Heimatmuseum ist bemüht, auch in dieser Richtung seine Sammlung zu ergänzen.

(C.J. Bachem)