DAS HEIMATMUSEUM – EXPONATE MIT GESCHICHTE

Willkommen beim virtuellen Rundgang mit Exponaten des Heimatmuseums Beuel.

DAS BRÜCKENGELD

In diesem Bericht geht es nicht um die Finanzierung der aktuellen Sanierung und Verbreiterung der Kennedybrücke, sondern um einen Brückenzoll, den Fußgänger und Kraftfahrer von 1898 bis 1927 bzw. 1938 für die Überquerung der alten Rheinbrücke zahlen mussten.

Bekanntlich beteiligten sich die Beueler an der Finanzierung des eigentlichen Bauwerkes der Brücke von 1898 nicht, da die Lage der Brücke nicht ihren Wünschen entsprach. Allerdings baute die Gemeinde Vilich/Beuel die erforderlichen Zufahrtsstraßen zur Brücke sowie die Verbindung zum Beueler Bahnhof auf eigene Kosten aus.

Die Stadt Bonn, verärgert über die finanzielle Nichtbeteiligung der Beueler, brachte ihren Unmut durch das „Bröckemännche“ zum Ausdruck, das sie am Torbogen über dem Beueler Strompfeiler angebracht hatten. Es streckte den „geizigen Beuelern“ sein Hinterteil entgegen.

Der Regierungspräsident in Köln genehmigte im Juni 1896 den Tarifvorschlag der Stadtverordnetenversammlung der Stadt Bonn. Von Personen einschließlich ihrer Traglast waren 5 Pfg. zu zahlen (später 2Pfg.). Kleine Kinder, die auf dem Arm getragen wurden, waren vom Brückengeld befreit.

Seit der Eröffnung der Brücke im Jahr 1898 wurde Brückengeld an einem Dienstschalter an einem Zollhäuschen von den Fußgängern bezahlt. Ein zweiter Beamter stand auf der Fahrbahn und nahm die Gelder der Radfahrer, Fuhrwerke und Autos in Empfang.

Im Museum kann man im 2. Stock des Steinhauses im linken Raum sich über das Brückengeld informieren. Auf einer Tafelseite der Klapptafeln werden Beispiele für die Höhe des zu zahlenden
Brückengeldes angegeben. Die ausgestellten Billetts tragen außer dem Fahrpreis die Bezeichnung „Rheinbrücke“ oder „Claus Clemens-Brücke.“ Diesen Beinamen erhielt die Brücke nach dem am 7.12.1930 ermordeten SA-Mann Claus Clemens.

Aus einem Zeitungsbericht geht hervor, dass die erste Straßenbahn 1902 über die Brücke fuhr. Die Fernbahnen nach Königswinter und Siegburg überquerten erstmals 1911 die Rheinbrücke.

Als man festgestellt hatte, dass viele Personen für 10 Pfg. über die Brücke fuhren, führte man auch für die Straßenbahnen einen Brückenzoll ein. Die Schaffner kassierten 15 Pfg., wofür man dann zwei Billetts erhielt, eins zu 10 Pfg. und eins zu 5 Pfg. Die Einnahmen aus dem Brückenzoll der Bahnen waren für die Stadt Bonn durchaus erfreulich.

Im Jahr 1913 wurden z. B. bei der Städtischen Straßenbahn 55.539,95 Mark eingenommen und bei den Kreisbahnen 36 001,90 Mark.

Vollständig befreit von der Entrichtung des Brückengeldes waren u. a. Postboten im Dienst, Polizeibeamte in Uniform, die Feuerwehr, das Militär. Ebenso wurde in der Kaiserzeit kein Brückengeld für Equipagen und Tiere, die zu den Hofhaltungen des königlichen Hauses gehörten, gezahlt.

Es gab auch Preisermäßigungen Der Brückenzoll für Schüler, Lehrlinge und Arbeiter mit geringem Einkommen war beispielsweise um 50% reduziert. Mancher Bürger befreite sich auch selbst vom Brückengeld, indem er z.B. am Dienstschalter untertauchte.

Am 1.7.1927 hob der Preußische Minister das Brückengeld für Kraftfahrzeuge und Motorräder auf. Die Autoschlangen an der Brücke hatten damit ein Ende. Ab 1.4.1938 wurde dann auch von allen anderen Verkehrsteilnehmern kein Brückengeld mehr verlangt. Der Stadtverwaltung fehlten allerdings 100 000 Mark in ihrem Etat.

Text: H. Ferdinand

Foto der Brücke: Horst Kollack